楽譜詳細Produktinformation

Requiem Es-Dur

für Soli, gem Chor, Orchester und Orgel
Partitur, gebunden

Rosetti, Antonio (Franz Anton Rössler)

Musik zwischen Elbe und Oder Band 41
Biener, Roland, ed
Am 24. Dezember 1791 beschrieb die Wiener Zeitung Atmosphäre und Aufwand
eines weit hin beachteten Ereignisses: Zehn Tage zuvor waren 4000 Menschen in
St. Nikolas (chrám svatého Mikuláae) auf der Prager Kleinseite erschienen, um
des am 5. Dezember verstorbenen Wolfgang Amadé Mozart in einer Trauerfeier zu
gedenken. Unter der Leitung des Kapellmeisters Jan Joseph Strobach
(1731-1794) erklang ein Requiem des zu dieser Zeit in der
Mecklenburg-Schweriner Residenz Ludwigslust lebenden Antonio Rosetti (um
1750-1792). Zu den Ausführenden zählten die führenden Musiker Prags, die
Solosopranpartie übernahm Josepha Duschek/Duskovà (1754-1824). Doch war das
Werk keineswegs zu diesem Anlass verfasst worden, und Rosetti selbst wird,
wenn überhaupt, erst später von der Aufführung seines Werkes erfahren haben.
Sie reiht sich in eine grosse Zahl von Einstudierungen ein, die die Bedeutung
und Beachtung erkennen lassen, denen sich diese Komposition der Totenmesse
seit ihrer Entstehung im Jahr 1776 erfreuen konnte und die Rosettis Ruhm
seither begründeten.
Anlass zur Entstehung des Requiems fünfzehn Jahre zuvor war ein Todesfall,
der den Hof, an dem Rosetti seit 1773 wirkte, in grosse Trauer gestürzt hatte.
Bei der Geburt des ersten Kindes verstarb am 9. März 1776 die gerade
neunzehnjährige Fürstin Maria Theresa von Oettingen-Wallerstein, eine
geborene Prinzessin von Thurn und Taxis. Für die am 26. März stattfindenden
Beisetzungsfeierlichkeiten erteilte Fürst Kraft Ernst (1748-1802) seinem
Kapellmeister Antonio Rosetti den Auftrag zur Abfassung eines Requiems. Dem
Komponisten blieben, abzüglich der notwendigen Proben, knapp zwei Wochen zur
Vollendung aller für eine Totenmesse unbedingt erforderlichen Teile. Rosetti
ging pragmatisch vor. Benedictus und Agnus Dei fehlen und wurden vermutlich
aus im Notenarchiv des Fürsten vorhandenen Messen ad hoc ergänzt. Nicht
auszuschliessen ist, dass der Komponist mit der überaus reizvollen und farbig
instrumentierten Soloarie Cur faciem tuam abscondis (Hiob 13,24) statt des
traditionellen Domine Jesu Christe auf ein bereits früher entstandenes
Offertorium zurückgriff. Aber auch innerhalb der traditionell zu komplexen
Sätzen zusammengefassten Abschnitte kam es zu Strichen. Rosetti verzichtete
unter anderem auf ein Kyrie eleison und weite Abschnitte der Sequenz.
Es entstand ein Werk von ausserordentlicher Anmut und Schönheit, dem alle
Düsternis fehlt. Eine Geste des Komponisten berührt bis heute: Im Introitus
zielt die Bitte des Chores um die ewige Ruhe nicht wie üblich auf die
Allgemeinheit der Verstorbenen. Das dona ei requiem bezieht sich hier
direkt auf die Fürstin: Herr, gib ihr die ewige Ruhe. Die Totenmesse rief
bald weit über Wallerstein hinaus Interesse hervor, und unbeschadet der
unvollständigen Umsetzung des Messordinariums erlangte das Werk weite
Verbreitung. Eine erste, kaum veränderte Abschrift wurde bereits im
Entstehungsjahr in das Regensburger Archiv der Fürsten von Thurn und Taxis
aufgenommen. Noch zu Rosettis Lebzeiten wurden fehlende Partien ergänzt -
teils aus originaler Substanz, teils frei. Die so entstandenen fünf
(möglicherweise sechs) Versionen befinden sich heute in Bibliotheken in
Deutschland, Tschechien, Österreich, der Schweiz, Italien und Frankreich.
Während die meisten Ergänzungen Hinweise auf lokale Musikpflege und
historische Verbreitungswege geben können, kommt der Prager Version durch die
Nähe zum Komponisten und dessen Umfeld die grösste Bedeutung zu. Unklar
bleibt, ob Rosetti seinem Freund aus Studientagen die Stimmen aus eigenem
Antrieb übersandte oder ob Strobach die Noten aus Wallerstein anforderte.
Zumindest ist zu erschliessen, dass Rosetti sein Werk sowohl vorher als auch
in diesem Kontext einer Revision unterzog. Hinweise auf eine Arbeitspartitur
und somit auf eine Werkentwicklung geben die kleinen, aber sehr pointierten
Änderungen im Quantus tremor und noch mehr im Schlusstakt des Lacrymosa. Der
gewandelte und von den Fassungen Wallerstein und Regensburg abweichende
Stimmenverlauf der Osanna-Fuge wurde vom Kopisten ohne Korrekturen übernommen
und fand sich mit grösster Wahrscheinlichkeit bereits in Rosettis
überarbeiteter Vorlage. Ein wertvoller Hinweis der Prager Quelle bezieht sich
auf die von Rosetti möglicherweise selbst vorgenommenen Ergänzungen aus
Werken anderer Komponisten, und diesem sollte künftig nachgegangen werden: In
der Wallersteiner Kopistenschrift der Tromben- und Tympani-Stimmen folgt dem
Lacrymosa ein Amen (Es-Dur, Allabreve), das helfen kann, einen hier
verwendeten fremden Satz zu identifizieren.
Da bereits in der Wallersteiner Kopie der Prager Quelle enthalten, kann auf
Rosettis Modifikation der Besetzung geschlossen werden. Für Prag erhält der
solistische Sopran das ursprünglich dem Solotenor gewidmete Offertorium. Die
vorher nur als Behelf eingesetzte Klarinette wird verdoppelt. Gleichzeitig
bleiben die beiden Taillen de hautbois (Rosetti: Talie, in F) erhalten, die
Oboen fallen weg, und den Clarini werden Tromben beigesellt.
Benedictus und Agnus Dei fehlt der Bezug zu Wallerstein, wohl Strobach selbst
ergänzte auf Wallersteiner Papier die fehlenden Sätze. Ob es sich dabei um
Kompositionen Strobachs handelt, muss vorerst offen bleiben. Beide verzichten
auf die paarweise Taille de hautbois und Flöten. Es dominieren Klarinetten
und Hörner. Stilistisch unterscheiden sich die Sätze deutlich von denen
Rosettis, gewährleisten aber als qualitätvolle Ergänzungen die
Aufführbarkeit. Im Agnus Dei greift Strobach die Geste Rosettis wieder auf:
Das nunmehr wiederkehrende dona ei requiem kann jetzt auf Mozart bezogen
werden.
Antonio Rosettis Requiem Murray H15 wurde in den vergangenen Jahren mehrfach
wissenschaftlich gewürdigt. Seit 2008 liegt eine Einspielung des Werkes vor.
Die kritische Erstausgabe möchte nun eine weitere Beschäftigung in
Wissenschaft und Praxis befördern.
Für die vorliegende Partitur stand lediglich ein Mikrofilm der Quelle aus der
Sammlung von Johann (Jan) Joseph Strobach zur Verfügung, heute mit der
Signatur LRRA, Loreto music archive, inv. nr. 194 Bestandteil von The
Lobkowicz Library and Archives, Nelahozeves Castle, Czech Republic. Ein
direkter Zugang war leider nicht möglich. Zusätzlich wurden die beiden
Quellen der Version A von 1776 berücksichtigt. Die erste Quelle, unter
anderem von der Hand Antonio Rosettis und Joseph Nagels (1751/52-1804),
stammt aus der Musiksammlung der Fürsten von Oettingen-Wallerstein und wird
heute in der Universitätsbibliothek Augsburg aufbewahrt (D HR [D Au]: III 4 ½
20 989, nachfolgend: D HR). Die zweite, von Baron Theodor von Schacht
(1749-1823) nach Stimmenmaterial Franz Xaver Links (1759-1825) verfasst,
befindet sich noch immer in der Fürst Thurn und Taxis Hofbibliothek zu
Regensburg (D Rtt: Rosetti 24 (score), nachfolgend: D Rtt). Allen
Institutionen sei hier für die Publikationserlaubnis gedankt, ebenfalls Herrn
Prof. Dr. Sterling E. Murray für den zur Verfügung gestellten Mikrofilm der
Prager Fassung.

Ortus Musikverlag

44.00 EUR

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Ortus Musikverlag

44.00 EUR

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GN番号:GN103602

出版番号:OM272/1