Die Rezeptionsgeschichte der Dodekaphonie in Italien bis 1953:
von Alfredo Casella zu Luigi Dallapiccola
Bochmann, Minari
Musik im Metrum der Macht Band 5
Studien zu Kulturpolitik und Musikdiskurs
Die Rezeptionsgeschichte der Dodekaphonie in Italien findet ihren Anfang in
der ersten Italientournee Schönbergs mit seinem Pierrot lunaire vom Jahr
1924, die von Casella kurz nach der Machtergreifung Mussolinis als erster
Schritt zur Modernisierung der italienischen Musik organisiert wurde. Dort
komponierte Dallapiccola noch unter dem Faschismus eine Serie von drei
Stücken für Chor und Instrumente und nannte sie Canti di prigionia. Sie galt
als das erste italienische dodekaphonische Werk überhaupt und wurde 1941 in
Rom uraufgeführt. Erst im Jahr 1953 schilderte er die Geburtsstunde seiner
Canti di prigionia und bezeichnete sie neben Milhauds La mort dun tyran und
Schönbergs Ode to Napoleon Buonaparte zum ersten Mal als eines der
Schlüsselwerke der Protest music. Seitdem sind diese Gesänge als politisches
Proteststück gegen den Faschismus und seine Rassengesetze von 1938
interpretiert. War der Faschismus ein politisches System, das seine
Opposition duldete? War möglicherweise in den Canti di prigionia ein
kulturpolitisches Potenzial zugunsten des italienischen Faschismus vorhanden?
Warum zählte Dallapiccola gerade im Jahr 1953 seine Canti zum ersten Mal zu
den Schlüsselwerken der Protest music? Gibt es ausserhalb des Faschismus und
seiner Rassengesetze keine anderen historischen Kontexte, die wir mehr
berücksichtigen müssten? Dieses Buch befasst sich mit all diesen Fragen und
präsentiert ein überraschendes Ergebnis, das völlig anders erscheint, als in
der Musikgeschichtsschreibung bisher angenommen.
Are Musik Verlag GmbH
40.00 EUR
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GN番号:GN193748
出版番号:ARE2249