Oskar Baum - der Blinde als Kritiker Texte zu Musik und Literatur
Jacobsen, Wolfgang, ed
Pardey, Wolfgang, ed
skar Baum (1893-1941) erblindete als Kind. Blindheit und Judentum wurden die
zentralen Themen seiner Romane, als Musikkritiker begleitete er die
zeitgenössische Avantgarde. Oskar Baums Kritiken sind herausragende Dokumente
des Musiklebens der 1920er Jahre. Seine Behinderung überbrückte der
Schriftsteller Oskar Baum mit einem "Optimismus, dem wahrhaft nichts
Ruchloses eignet, sondern der eine höhere Art der Gründlichkeit ist", wie
Thomas Mann einmal bemerkte. 1893 geboren und 1941 gestorben, wuchs Baum in
einer Familie auf, die ein bewusstes jüdisches Leben führte. Befreundet mit
Max Brod, Franz Kafka und Felix Weltsch, gehörte er zum sogenannten "Prager
Kreis", seine literarischen und politischen Essays erschienen in "Die Aktion"
ebenso wie in der "Weltbühne". Mit kritischer Aufmerksamkeit begleitete er
das Werk zeitgenössischer Autoren und erweiterte seine Interessen bis hin zum
Film, schrieb über dessen Bedeutung für Blinde und versuchte sich als
Drehbuchautor. Oskar Baum erhielt eine umfassende musikalische Ausbildung und
war als Musikpädagoge und als Musikkritiker der "Prager Presse" tätig.
Auffällig war dabei seine Offenheit gegenüber der zeitgenössischen
Avantgarde: Berg, Hindemith, Weill, Krenek und Schönberg. Dass Baum das
einzelne Konzerterlebnis, die künstlerische Interpretation, sofern es immer
möglich ist, ins Allgemeine hebt, sogar die individuelle Situation
reflektiert - der Blinde als Kritiker -, spannt Verbindungslinien in die
Gegenwart. Dabei ist sein musikhistorisches Wertesystem, am material- und
ausdrucksbezogenen Fortschrittskonzept orientiert, deutlich von der Erfahrung
der Musik Mahlers und Zemlinskys geprägt. So sind die Musikkritiken Oskar
Baums ein herausragendes Dokument zum Musikleben in den 1920er Jahren in Prag
als Brennspiegel Mitteleuropas.
Edition Text und Kritik
29.80 EUR
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GN番号:GN441603
出版番号:9783869163574